Zum Einstieg Lesezeichen hinzufügen

test
5. Dezember 2023Lesedauer 3 Minuten

Investoren machen Druck bei Gender Diversity

Das Thema der Gender Diversity gewinnt immer mehr an Bedeutung. In Deutschland liegt die durchschnittliche Frauenquote in den Aufsichtsräten der DAX40-Unternehmen bei 39%, während sie in den Vorständen nur 22% beträgt. Nur 2,5% der Vorstandsvorsitzenden ist weiblich (alle Zahlen Stand August 2023). In den MDAX-Unternehmen wird diese Quote mit 15,6% in den Vorständen noch unterboten, wobei in gerade einmal der Hälfte der Unternehmen überhaupt eine Frau im Vorstand sitzt. Zudem ist der landesweite Anteil von Frauen in den ersten und zweiten Führungsebenen deutlich geringer als ihr Anteil an allen Beschäftigten. Dies bestätigt, dass es weiterhin eine gläserne Decke gibt, die es Frauen schwer bis unmöglich macht, Spitzenpositionen zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund haben die Allianz Global Investors, Amundi, Candriam, Columbia Threadneedle, Legal & General Investment Management (LGIM) und Sycomore Asset Management die „30% Club Germany Investor Group” gegründet. Die Investorengruppe setzt sich neben der Erreichung einer Mindestfrauenquote in Vorständen der DAX40 und MDAX-Unternehmen in Höhe von 30% auch für die Einführung einer internen Talentpipeline für Frauen und eine erweiterte Transparenz der Unternehmen zu Fragen des Gender Pay Gaps, ihrer Fortschritte bei der Geschlechtervielfalt in den mittleren und oberen Führungsebenen oder ihrer Verfahren zur Ermittlung geeigneter Kandidaten für die Führungsebene ein. Ab einer Quote von 30% ist die kritische Masse erreicht. Sie symbolisiert den Punkt, ab dem Minderheitengruppen gehört und geschätzt werden und sich auf die Entscheidungsdynamik der Führungsebenen auswirken können. Ziel der Initiative ist es, Druck auf die Unternehmen auszuüben, um die Geschlechtervielfalt zu fördern, während Unternehmen in einer Vorreiterrolle positiv hervorgehoben werden sollen.

Diese Ziele sind weitaus ambitionierter, als es die gesetzlichen Regelungen fordern. Nach dem FüPoG II gilt für Vorstände mit mehr als drei Mitgliedern, dass mindestens ein Mann und mindestens eine Frau berufen worden sein müssen. Diese Regelung gilt jedoch längst nicht für alle DAX40 und MDAX-Unternehmen.

Dabei können die Unternehmen von Gender Diversity in ihren Vorständen profitieren. Unabhängige Forschungen legen nahe, dass Unternehmen, die eine Unternehmenskultur mit Fokus auf Geschlechtervielfalt pflegen und einen dementsprechend vielfältigen Vorstand haben, produktiver und innovativer arbeiten. Im Gegensatz dazu scheinen Unternehmen, für die Geschlechtervielfalt lediglich eine regulatorische Anforderung ist, keinen Vorteil hieraus zu ziehen.

Zudem stellte die europäische Zentralbank in einer im Oktober 2022 veröffentlichten Untersuchung fest, dass Banken mit einer größeren Geschlechtervielfalt in den Vorständen weniger Kredite an Firmen mit hohem Emissionsausschuss vergeben, wodurch der Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft unterstützt wird. Die Bankenaufsicht verlangt in der gesamten EU von den Instituten eine wirksame Diversity Policy und geschlechtsneutrale Vergütungssysteme.

Insgesamt wird das Thema Gender Diversity – auch im Hinblick auf nachhaltige Unternehmensführung – nicht an Relevanz verlieren. Im Gegenteil werden Investorinnen und Investoren ihre Angebote und Portfolios immer weiter an die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden anpassen, für die das Thema – gemeinsam mit anderen ESG-Kriterien – immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Um also zukünftige Investitionen von institutionellen Anlegerinnen und Anlegern zu sichern, werden die Unternehmen ihre Strukturen und Strategien anpassen müssen, um eine echte Gender Diversity zu erreichen. Der Druck hierzu wird von Investorenseite jedenfalls weiter ansteigen.